GEDENKSTÄTTE
PLATTENHAUS POPPENBÜTTEL
Die Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel
ist eine Gedenkstätte der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen. Sie erinnert an die Zerstörung des jüdischen Lebens in Hamburg und die Verfolgung von Frauen im Nationalsozialismus. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem KZ-Außenlager Sasel und weiteren Frauenaußenlagern des KZ Neuengamme in Hamburg und Wedel.
Veranstaltungen
- Freitag, 18. Oktober 2024
- 10:00–17:00
- Tagung
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum
Treffen der Außenlager-Initiativen und -Gedenkstätten
Das eintägige Treffen dient dem Austausch und der Diskussion mit Kolleg*innen, die in Initiativen sowie Gedenkstätten an Orten ehemaliger Außenlager des KZ Neuengamme tätig sind. Angedachte… Mehr Informationen
- Donnerstag, 31. Oktober 2024
- 10:00–17:00
- Sonderöffnung und Führungen
Gedenkstätte Poppenbüttel, Kritenbarg 8, 22391 Hamburg
Die Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in Hamburg
Die Gedenkstätte befindet sich in dem letzten Plattenhaus der ehemaligen Siedlung aus Behelfsheimwohnungen in Poppenbüttel. Zu deren Errichtung wurden die Frauen des Hamburger KZ-Außenlagers Sasel… Mehr Informationen
Vom September 1944 bis Mai 1945
bestand in Hamburg-Sasel ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. 500 Frauen, neben politisch Verfolgten und Sintizze zumeist Jüdinnen aus dem Ghetto Litzmannstadt, die über das KZ Auschwitz nach Sasel kamen, wurden hier zu Aufräumungsarbeiten in der Hamburger Innenstadt und beim Bau einer Plattenhaussiedlung in Poppenbüttel eingesetzt. Die geschwächten und hungernden Frauen mussten Schwerstarbeit leisten. Mehrere Lagerinsassinnen starben an Misshandlungen, Entkräftung und Krankheiten.
In den acht Frauenaußenlagern des KZ Neuengamme
in Hamburg und Wedel waren über 2800 Frauen inhaftiert, die bei der Trümmerbeseitigung, in Rüstungsbetrieben und beim Bau von Behelfswohnheimen Zwangsarbeit leisten mussten. An dieser Stelle geben 12 Biografien einen Einblick in die unterschiedlichen Verfolgungsschicksale. Durch Anklicken eines Bildes öffnet sich jeweils eine Kurzbiografie.
Wanda Edelmann, geboren in Liegnitz/Schlesien, wurde 1942 in Berlin auf dem Weg zur Arbeit von zwei Kriminalbeamten als „Zigeunerin“ verhaftet. Wenig später kam sie in das KZ Ravensbrück. Dort begegnete sie ihrer Cousine Sulejka Klein aus Hamburg-Harburg. Wanda Edelmann kam in mehrere Außenlager des KZ Ravensbrück und des KZ Sachsenhausen, bis sie Anfang 1945 mit einem Transport nach Hamburg gebracht wurde. Dort war sie in den Außenlagern des KZ Neuengamme in Langenhorn und Sasel inhaftiert, wo sie wieder auf ihre Cousine traf. Diese war im Zuge der „Liquidierung“ des „Zigeunerlagers“ im KZ Auschwitz-Birkenau als „arbeitsfähig“ in das KZ Ravensbrück überstellt worden und von dort in die Hamburger Außenlager des KZ Neuengamme, zunächst vermutlich nach Langenhorn und danach nach Sasel. Die 18-jährige Sulejka Klein starb am 4. Mai 1945. Wanda Edelmann wurde in Sasel von britischen Truppen befreit. Sie blieb nach Kriegsende in Hamburg.
Weitere Informationen über Sulejka Klein und Wanda Edelmann finden Sie im Offenen Archiv.
Livia Fränkel, geb. Szmuk und Hédi Fried, geb. Szmuk
Livia und Hédi Szmuk waren Töchter eines jüdischen Unternehmers in Sighet, Rumänien (seit 1940 von Ungarn besetzt). Die Familie litt stark unter den 1940 eingeführten antisemitischen Gesetzen. Nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht im März 1944 musste die Familie in das Getto Sighet umziehen. Im Mai 1944 erfolgte ihre Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die Eltern wurden noch am Tag ihrer Ankunft ermordet. Livia und Hédi Szmuk kamen im Sommer 1944 in das Außenlager des KZ Neuengamme in Hamburg-Veddel (Dessauer Ufer) und von dort in die Außenlager in Wedel und Eidelstedt. Die Schwestern erlebten am 15. April 1945 die Befreiung im KZ Bergen-Belsen. Zur Erholung von der KZ-Haft wurden beide nach Schweden gebracht. Livia und Hédi Szmuk blieben in Schweden, studierten und gründeten Familien.
Mehr Informationen über Livia Fränkel und Hédi Fried finden Sie im Offenen Archiv.
Anita Lobel, geb. Landsberger
Die Erzieherin Anita Landsberger emigrierte 1934 von Hamburg in die Tschechoslowakei. 1942 wurde sie als Jüdin zuerst in das Getto Theresienstadt umgesiedelt und 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Mitgefangene halfen ihr, zu einer Arbeit in der Schreibstube eingeteilt zu werden. Im Sommer 1944 kam Anita Landsberger mit einem Häftlingstransport nach Hamburg in die Außenlager des KZ Neuengamme in Veddel (Dessauer Ufer), Neugraben und zuletzt Tiefstack. Bei der Räumung des Lagers im April 1945 wurden die Gefangenen in das KZ Bergen-Belsen transportiert, wo britische Truppen sie am 15. April 1945 befreiten. Nach einer zweijährigen Genesung wanderte Anita Landsberger in die USA aus.
Mehr Informationen über Anita Lobel finden Sie im Offenen Archiv.
Zysa Kołosińska lebte mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Łódź in Polen. Nach Kriegsbeginn wurde die jüdische Familie in das neu eingerichtete Getto der Stadt umquartiert. Bei der Räumung des Gettos im August 1944 wurden Zysa Kołosińska und ihr Bruder in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die SS trennte die Geschwister, Zysa Kołosińska kam mit einem Transport nach Hamburg und war in den Außenlagern des KZ Neuengamme in Veddel (Dessauer Ufer) und in Sasel inhaftiert. Gegen Kriegsende kam sie in das KZ Bergen-Belsen, wo sie am 15. April 1945 befreit wurde. Bis 1949 lebte Zysa Kołosińska in Lagern für „Displaced Persons“. Sie heiratete und bekam einen Sohn. Die Familie wollte auswandern, doch die Anträge für die USA und Großbritannien wurden wegen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, unter der Zysa Reder seit ihrer KZ-Haft litt, abgelehnt. So blieb die Familie in Hamburg.
Weitere Informationen über Zysa Reder finden Sie im Offenen Archiv.
Madeleine Schulps, geb. Madja Kochaner
Madja Kochaner wurde als Tochter einer jüdischen Familie in Łódź in Polen geboren. Die Familie wurde nach Kriegsbeginn ins Getto der Stadt eingewiesen. Ihr Vater meldete sich für einen Arbeitstransport in Posen – und kehrte nicht zurück. Ihre Mutter erkrankte und starb 1942. Daraufhin adoptierte Chaim Rumkowski, Vorsitzender des Getto, die auf sich allein gestellte Madja Kochaner. Im August 1944 wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und im September in das Außenlager des KZ Neuengamme in Hamburg-Veddel (Dessauer Ufer), anschließend in das Außenlager Sasel. Anfang April 1945 kam sie in das KZ Bergen-Belsen, wo britische Soldaten sie am 15. April 1945 befreiten. Madja Kochaner blieb im Displaced-Persons-Camp Bergen-Belsen und arbeitete dort im Emigrationsbüro, bis sie Ende 1949 in die USA ausreisen konnte.
Mehr Informationen über Madeleine Schulps finden Sie im Offenen Archiv.
Dagmar Lieblová, geb. Fantlová
Dagmar Fantlová wurde in der Tschechoslowakei als Tochter eines jüdischen Arztes geboren. Anfang Juni 1942 wurde die Familie in das Getto Theresienstadt eingewiesen und im Dezember 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die SS ermordete dort ihre gesamte Familie. Dagmar Fantlová überlebte nur, weil sie irrtümlich für älter gehalten und damit als „arbeitsfähig“ eingestuft wurde. Sie kam zum Arbeitseinsatz in die Außenlager des KZ Neuengamme in Hamburg-Veddel (Dessauer Ufer), später nach Neugraben und Tiefstack. Im April 1945 wurde sie in das KZ Bergen-Belsen gebracht. Nach der Befreiung am 15. April 1945 kehrte sie in die Tschechoslowakei zurück. Nach einer zweijährigen Genesung holte sie ihre Schulabschlüsse nach und begann zu studieren. Dagmar Fantlová wurde Lehrerin und später Professorin für Germanistik in Prag.
Mehr Informationen über Dagmar Lieblová finden Sie im Offenen Archiv.
Nada Verbič
Nada Verbič war Buchhalterin und Korrespondentin aus Ljubljana, Slowenien. Nach Kriegsbeginn war sie im Widerstand aktiv. Im April 1944 wurde sie festgenommen und Anfang Mai 1944 ins KZ Ravensbrück deportiert. Vier Wochen später kam sie in das Außenlager des KZ Neuengamme in Hamburg-Wandsbek, anschließend in das Außenlager Eidelstedt, wo sie von britischen Truppen befreit wurde. Nach Kriegsende leitete Nada Verbič in Hamburg-Altona ein Lager für „Displaced Persons“. Sie half ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern bei der Bewältigung des Alltags und organisierte kulturelle Aktivitäten. Im September 1945 kehrte sie nach Ljubljana zurück und arbeitete als Bibliothekarin.
Weitere Informationen über Nada Verbič finden Sie im Offenen Archiv.
Eligia Piotrowska
erlebte die Besatzung Polens durch die Wehrmacht ab 1939 und den Warschauer Aufstand im August 1944. Sie wurde am 4. September 1944 verhaftet und in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Nach drei Wochen wurde sie mit ihrer Mutter und weiteren 1000 Polinnen in das Außenlager des KZ Neuengamme in Helmstedt-Beendorf gebracht. Dort musste sie in einem unterirdischen Salzstollen arbeiten. Bei der Lagerräumung kam sie im April 1945 auf einen Transport, der tagelang durch Deutschland irrte, ehe er am 21. April 1945 das Neuengammer Außenlager in Hamburg-Sasel erreichte. Im Rahmen der Aktion der „Weißen Busse“ wurde Eligia Piotrowska am 1. Mai 1945 über das Außenlager in Eidelstedt nach Schweden gebracht. Im Juni 1946 kehrte sie nach Polen zurück.
Mehr Informationen über Eligia Piotrowska finden Sie im Offenen Archiv.
Esther Rosenbaum, geb. Nutovich
Esther Nutovich wuchs in einer streng gläubigen jüdischen Familie mit neun Geschwistern auf. Die Familie lebte in der Stadt Sighet in Siebenbürgen, die ab 1940 von Ungarn besetzt war. Zwei Monate nach der Besetzung Ungarns durch die Wehrmacht im März 1944 musste Esthers Familie ins Getto Sighet umsiedeln. Zwei Wochen später wurde die Familie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo die SS die Eltern ermordete. Esther und ihre Schwester kamen mit einem Transport in das Hamburger Außenlager des KZ Neuengamme in Veddel (Dessauer Ufer), später in die Außenlager in Wedel und Eidelstedt. Infolge der Lagerräumung wurden sie im April 1945 in das KZ Bergen-Belsen transportiert. Esther Nutovich war zum Zeitpunkt der Befreiung am 15. April 1945 schwer erkrankt. Sie überlebte, blieb aber auf einem Ohr taub. Ende der 1940er-Jahre wanderte sie nach Palästina aus und später in die USA.
Mehr Informationen über Esther Rosenbaum finden Sie im Offenen Archiv.
Die Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel
erinnert an die Zerstörung des jüdischen Lebens in Hamburg und die Verfolgung von Frauen im Nationalsozialismus. Das Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in Sasel sowie weitere sieben Außenlager in Hamburg und Wedel werden dokumentiert. Im Mittelpunkt stehen einzelne Biografien. Die Zeit nach Kriegsende und der Umgang mit den Orten der Verfolgung sind weitere Ausstellungsthemen.
Die Gedenkstätte befindet sich in dem letzten Plattenhaus der ehemaligen Siedlung aus Behelfsheimwohnungen in Poppenbüttel. Zu deren Errichtung wurden die Frauen des Hamburger KZ-Außenlagers Sasel eingesetzt. In einem Teil des Hauses befindet sich die Ausstellung, in einem anderen Teil kann eine Behelfsheimwohnung des Jahres 1944 besichtigt werden. Seit 1989 erinnert auf dem Vorplatz der Gedenkstätte eine als Friedensbaum geschaffene Holzskulptur an das Schicksal der KZ-Gefangenen und die Schrecken des Zweiten Weltkrieges.
Adresse:
Kritenbarg 8
22391 Hamburg
stiftung@gedenkstaetten.hamburg.de
Tel. (montags–freitags): +49 40 428131500
Öffnungszeiten:
sonntags 10–17 Uhr und nach Vereinbarung für Führungen.
Die Gedenkstätte ist am 24.12, 25.12, 31.12 und 1.1 geschlossen.
Eintritt ist frei.
Telefonische oder online-Buchung von Gruppenführungen:
Museumsdienst Hamburg
Telefon: +49 40 4281310