Wir trauern um Prof. Dr. Ulrich Bauche (1928–2020)
Werdegang und Wirken von Ulrich Bauche waren stark durch die Verfolgungserfahrungen seiner Familie geprägt. Sein Großvater Max Mendel, von 1925 bis 1929 für die SPD Hamburger Senator, kam 1942 im Ghetto Theresienstadt ums Leben, sein Vater wurde verhaftet und seine Mutter zur Zwangsarbeit herangezogen. Erst nach der Befreiung war es Ulrich Bauche erlaubt, eine höhere Schule zu besuchen ein kulturwissenschaftliches Studium und die Promotion in Volkskunde zu absolvieren. Von 1966 bis 1992 war er als Kustos und Hauptkustos am Museum für Hamburgische Geschichte beschäftigt. Nach seiner Pensionierung war er noch lange Jahre als Honorarprofessor am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg tätig.
Mit zahlreichen Veröffentlichungen und wegweisenden Ausstellungen zur Kultur- und Sozialgeschichte leistete Ulrich Bauche über Jahrzehnte zentrale Beiträge zur Erforschung der neueren Hamburger Stadtgeschichte, insbesondere zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus.
Ulrich Bauche war Pionier der Gedenkstättenarbeit in Hamburg: Er war nicht nur maßgeblich an der Einrichtung des 1981 eröffneten Dokumentenhauses Neuengamme, dem Ursprung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, und der Erarbeitung der ersten Dauerausstellung beteiligt, sondern auch an der Durchsetzung und Einrichtung der 1985 eröffneten Gedenk- und Begegnungsstätte Plattenhaus Poppenbüttel mit der Dauerausstellung zu dem Frauen-KZ Sasel sowie der 1987 eingeweihten Gedenkstätte im Torhaus Fuhlsbüttel, die über die Geschichte des Konzentrationslagers und der Strafanstalten 1933 bis 1945 informiert. Zu beiden Orten hatte er auch eine persönliche Beziehung; Als 16-Jähriger war er Augenzeuge des täglichen Marsches, auf den die SS die jüdischen Frauen des KZ-Außenlagers Sasel zum Behelfsheimbau nahe des S-Bahnhofs Poppenbüttel trieb. Sein 1935 wegen Betätigung im sozialdemokratischen Widerstand verhafteter Vater Wilhelm Bauche war für fast drei Jahre im KZ und später Gefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert.
In den letzten Jahren seiner Berufstätigkeit im Museum für Hamburgische Geschichte realisierte Ulrich Bauche zusammen mit einem großen Team ein Ausstellungsprojekt, das ihm besonders am Herzen lag: 1991 konnte im Museum für Hamburgische Geschichte die große Ausstellung zur Geschichte der Jüdinnen und Juden in Hamburg „400 Jahre Juden in Hamburg“ eröffnet werden.
Ulrich Bauche hat sich um seine Heimatstadt Hamburg verdient gemacht. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinem großen Freundeskreis.